15 Tipps, wie du aus immer gleichen Reaktionen aussteigen kannst

Geht es dir manchmal auch so, dass du auf bestimmte Situationen immer wieder gleich reagierst – und dich hinterher über dich selbst ärgerst?

Zum Beispiel ging es mir vor längerer Zeit so: Jedes Mal, wenn jemand zu mir gesagt hat “Wenn ich dich so barfuß sehe, da wird mir kalt!”, dann habe ich zumindest innerlich die Augen verdreht. Es kam eine gewisse Ungeduld und Genervtheit (“wieso macht die mich jetzt für ihr Kälteempfinden verantwortlich…”). Ich habe dann versucht, irgendwas nettes zu antworten – oft genug war diese Antwort aber kurz angebunden (zumindest habe ich das so empfunden). Und ständig haben Leute zu mir diesen Satz gesagt…

Screenshot von YouTube: Bild von Judith und Text "15 Tipps: aus immer gleichen Reaktionen aussteigen"
Diesen Artikel gibt es auch als Video bei YouTube – mit einem anderen Beispiel und etwas ausführlicher.

Hier sind meine Tipps

Ich habe für mich ein paar Tipps gefunden oder von anderen übernommen, die mir in solchen wiederkehrenden Situationen helfen, eher so zu reagieren wie ich das möchte. Das ist eine recht lange Liste – meist genügen aber schon ein oder zwei davon, um eine Änderung zu erreichen: 

  1. Ich mache mir bewusst, dass ich da auf eine Weise reagiere die ich nicht mag. Und ich mache mir bewusst, dass es ok ist, nicht perfekt zu sein.
  2. Warum gefällt mir meine Reaktion nicht? Welche meiner eigenen Werte verletze ich damit? Welche Folgen hat meine Reaktion? Wer bin ich, was für ein Mensch bin ich, wenn ich so reagiere?
  3. Was nützt es mir, so zu reagieren? Welchen Vorteil habe ich deshalb? Bzw. welchen Vorteil erhoffe ich mir (unbewusst)?
  4. Ich versuche, das Muster zu erkennen. In welchen Situationen gefällt mir meine Reaktion, in welchen nicht – und was unterscheidet diese Situationen voneinander?
    Zum Beispiel: gleicher Satz, andere Person. Oder ähnlicher Satz aber anderer Unterton. Oder: gleicher Satz, gleiche Person – und einmal bin ich ruhig und ausgeglichen einmal sowieso schon gestresst
  5. Was genau ist so schlimm an der Situation? Warum gefällt mir das nicht? Welche Werte werden verletzt?
  6. Inwiefern spiegelt mich das? Was mache ich (in anderen Situationen) auch? Oder was traue ich mich selbst (in anderen Situationen) nicht?
  7. Wie würde ich gerne reagieren? Was für ein Mensch will ich sein?
  8. Wie würde eine Person, die ich (in diesem Punkt) als wortgewandt, souverän und selbstbewusst wahrnehme, reagieren? Was für eine Körperhaltung hätte diese Person, wie nimmt sie dies Situation wahr, wie denkt sie? Und: wie kann ich mehr wie diese Person reagieren?
  9. Was für 10 Möglichkeiten zu reagieren hätte ich sonst noch? Was könnte ich noch sagen? Das kann durchaus auch lustig und absurd sein, Phantasie ist gefragt!
  10. Kann ich mich liebevoll mit dem verbinden, weshalb die andere Person so agiert? Kann ich nachvollziehen, was ihre Beweggründe sind?
  11. Ich kann auch die andere Person freundlich und direkt fragen: “Um was geht es dir denn, wenn du das sagst / machst?” oder “Was ist dir gerade wichtig?”
  12. Ich lege mir meinen Lieblingssatz zurecht und übe in Gedanken, beim nächsten Mal so zu reagieren. Mit der inneren Haltung, die ich angemessen und hilfreich finde, diesen Satz zu sagen.
  13. Beim nächsten Mal, wenn es passiert, treffe ich eine bewusste Entscheidung. Reagiere ich so wie immer, oder habe ich gerade die Kapazität so zu reagieren wie ich es lieber möchte?
  14. Wenn ich mir vorgenommen habe, anders zu reagieren, und es trotzdem (wieder) nicht gelingt, bin ich liebevoll und geduldig mit mir selbst. So wie ich es auch mit meiner besten Freundin wäre.
  15. Ich stelle mir immer mal wieder die Frage: Warum gelingt es mir so einfach, in dieser Situation auf eine Weise zu reagieren, die mir entspricht? Warum ist es ganz leicht, souverän und selbstbewusst zu sein, auch dann wenn mich eine Frage aus der Bahn wirft?

Übrigens, in meinem Beispiel mit dem “mir wird kalt, wenn ich dich barfuß sehe” ist inzwischen meine Lieblingsreaktion folgende. Der Person freundlich in die Augen schauen, lächeln und fragen: “soll ich dir eine Decke bringen?” Und – irgendwie schade – jetzt sagt das kaum noch jemand zu mir ?

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare

  1. Judith

    Ich glaube, ich wäre ein Typ für Nr. 8. Denn hinterher fällt mir immer eine total witzige, schlagfertige, charmante Antwort ein. Aber wenn ich mittendrin bin im Reagiert-werden (so nenne ich das, wenn ich auf meinem genervten/gereizten Autopiloten bin), dann fällt mir sowas natürlich nicht ein :-//

    1. Judith Pfeiffer

      Ja, das kenne ich – hinterher bin ich entspannt und dann kommen die Antworten…
      Aber gerade bei Sachen, die mir immer wieder passieren, hilft es finde ich echt, sich vorher etwas zurechtzulegen. Und sei es eben, den Schalter umlegen und wie die souveräne Frau Müller sein, oder wie Gandalf oder oder

  2. Anne-Kristin

    Ich könnte diesen Satz zu dir gesagt haben. Wenn du darauf mit der Decke antworten würdest wäre das Gespräch irgendwie beendet. Interessanter fände ich zu hören WARUM du barfuß läufst. Das habe ich nie gefragt. Weil ich wahrscheinlich das Gefühl hatte/habe, dass du gar keine Lust hast (schon wieder) jemand dies zu erzählen. Was daher kommen könnte, dass du (innerlich) die Augen verstehst und kurz und knapp antwortest. Schade.

    1. Judith Pfeiffer

      Liebe Anne-Kristin,
      danke für deinen Kommentar. Mhm – ich habe diesen Satz von dir nicht in Erinnerung – zumindest habe ich an andere Menschen gedacht beim Schreiben.
      Manchmal ist es tatsächlich beendet wenn ich das mit der Decke sage – aber eigentlich öfter lachen wir dann beide und es entsteht ein echtes Gespräch. Es kommt vermutlich auch stark darauf an, wie gut der Kontakt bereits ist. Und davon, was die Intention hinter der Bemerkung mit den kalten Füßen war – also eher indirektes Zeigen von Interesse oder eher Smalltalk oder eher Missbilligung.
      Wenn du magst, sprich mich gern direkt an und stell mir deine Frage (nach dem Warum) wenn wir uns sehen – ich erzähle das sehr gern (und oft)!
      Viele Grüße,
      Judith

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