Was magst du an dir?

Diese Woche hatte ich eine für mich sehr wertvolle Erkenntnis. Im ersten Block meiner Ausbildung zum Empathischen Coach haben wir eine Übung zum Zuhören gemacht: Wir sollten uns drei Dinge überlegen, die wir an uns selbst mögen, und das dann einem anderen Teilnehmer erzählen. Der Zuhörende sollte dann in dieser Übung das wiedergeben, das er/sie gehört hat. 

Warum ich diese Frage früher schwierig fand

Diese Frage “Was magst du an dir?”, und diese ganze Übung hätten mich vor 5-10 Jahren noch in arge Verlegenheit gebracht: Ich hätte Mühe gehabt, überhaupt etwas zu finden – und wäre vielleicht sogar den Tränen nahe gewesen deshalb. Und wenn das was ich gefunden hätte, jemand noch wiederholt hätte, wäre ich wahrscheinlich peinlich berührt gewesen. 

Ich bin groß geworden mit Aussagen wie: “Man muss bescheiden sein” und “Eigenlob stinkt”. Und aus irgendeinem Grund war das wohl sehr wichtig für mich – schon als Kind habe ich öfter mal den Spruch gehört, ich solle “mein Licht nicht unter den Scheffel stellen”.

Was diesmal anders war

Diesmal: Nach kurzem Überlegen sind mir recht locker fünf Punkte eingefallen, die ich an mir mag. Mit mehr Zeit hätte ich sicher auch noch mehr gefunden:

  • Geduld (in bestimmten Situationen)
  • sanfte Präsenz
  • Ruhe und Ausgleich
  • analytische Fähigkeiten, logisches Denken
  • in Zusammenhängen denken und schnell Dinge erfassen

Und ich habe es richtig genossen, das von der Zuhörerin noch mal zu hören. 

Wie die Veränderung zustande kam

Ich habe seither etwas darüber nachgedacht, was diese Veränderung unterstützt hat:

  • Ich glaube, eine großen Anteil daran hat die Gewaltfreie Kommunikation. Seit ich mich damit beschäftige, habe ich mich selbst viel besser kennengelernt – und was man gut kennt, kann man auch leichter wertschätzen.
  • Ich habe überhaupt gelernt, wie Wertschätzung geht (dazu werde ich noch mal einen extra Artikel schreiben) und wie wichtig sie ist. Das hat meinen Blick geschärft für Dinge, die gut laufen. Bei anderen Menschen, und auch bei mir selbst.
  • Ich habe eine Zeitlang Tagebuch geführt über Dinge, die mir in meinem Leben gut gefallen haben – was sich dadurch erfüllt hat – und was ich konkret dazu beigetragen habe.
  • Ich halte immer mal wieder inne wenn ich mich über etwas freue was ich gemacht habe und klopfe mir selbst auf die Schulter.
  • Ich habe das, was ich an mir nicht so gern mag akzeptiert – zumindest ein gutes Stück mehr als früher. Dadurch ist es für mich einfacher, überhaupt genauer hinzuschauen: Wer bin ich? Was macht mich aus?
  • Das “Spiegelprinzip”: Alles was wir an anderen gutfinden, mögen, wertschätzen, bewundern, nehmen wir nur deshalb wahr, weil wir in uns selbst auch dieses Potential haben.
Bild eines Rosenstrauchs mit vielen hellrosa Rosen. Text "Was magst du an dir?"

Schreibe einen Kommentar