Der Moment, der mein Leben positiv verändert hat

Ich habe mich gestern für eine Coaching-Platform beworben (Fair Coachings). Im Angebotsformular stand neben den üblichen Fragen zu meiner Person und meinem Angebot auch noch eine Frage, die mich jetzt ein paar Tage beschäftigt hat. „Etwas persönliches. Erzähl uns von einem Moment, der dich und dein Leben positiv verändert hat…“

Das Klischee… und nichts davon passt zu mir.

Als erstes habe ich an die großen, alles verändernden Ereignisse gedacht:

💖 Zum ersten Mal in die Augen des eigenen Kindes blicken.
mhm. Ich habe keine Kinder. OK, mein Patenkind ist schon auch etwas besonderes, und ich freue mich jedesmal wenn ich sie sehe. Aber es bestimmt nicht mein Leben.

💖 Wie vom Blitz getroffen die eine Erkenntnis haben.
mhm. OK, plötzliche Erkenntnisse hatte ich auch schon, insbesondere seit ich mich mit Gewaltfreier Kommunikation und Spiritualität beschäftige. Aber da einen Moment identifizieren? Mich für eine davon entscheiden? Ich bin eher so der Typ viele kleine Erkenntnisse…

💖 Die berufliche Entscheidung, die alles zum positiven dreht.
mhm. Berufliche Veränderungen kann ich schon anbieten – ich war schon Zierpflanzen-Gärtner, Dr. der Naturwissenschaften und IT-Manager und bin jetzt Life-Coach und Mediatorin. Trotzdem, das erschien mir für diesen Zweck allzu offensichtlich und langweilig.

Schreibtherapie – ich befolge meinen eigenen Rat

Ich empfehle meinen Klienten ja gern mal, Dinge die sie beschäftigen, aufzuschreiben – so ganz klassisch von Hand mit Stift und Papier. Es ist ja immer auch gut, die eigenen Ratschläge auch gelegentlich selbst zu befolgen. Deshalb habe ich mich in einen meditativen Zustand gebracht und habe dann alles aufgeschrieben, was mit zu der Frage einfiel. Was war der Moment, der mein Leben positiv verändert hat?

Wie so oft bei diesen Schreibübungen, kamen mir erst mal nur seltsame Dinge in den Kopf. Die ich aber trotzdem aufgeschrieben habe. Der erste Satz, der auf meinem Zettel steht ist: „das war als ich 10 Jahre alt war und lebendig herumhüpfte“ Ich habe keine Ahnung, warum ausgerechnet 10 Jahre, ich habe auch keine konkrete Erinnerung an so einen Moment. Aber ich habe es geschrieben. Und immer weiter geschrieben. Zwei Seiten habe ich vollgeschrieben – und ganz allmählich hat sich ein Bild geformt und ich wusste, über was ich schreiben will.

Was heißt eigentlich „positiv verändert“?

Mich hat diese Frage nach dem Moment der positiven Veränderung an die Weisheitsgeschichte vom Bauern und seinem Pferd erinnert.

Momente, die für mich beim Erleben positiv erschienen, hatten manchmal Folgen die ich jetzt nicht mehr ganz so gut finde.

Momente, die für mich beim Erleben sehr schwierig und unangenehm waren, sehe ich jetzt als wichtig und hilfreich für meine Entwicklung an.

Erst nach Ende meines Lebens kann ich wirklich beurteilen, was genau positiv und was negativ war. Und dann existiert „ich“ nicht mehr. Die Maßstäbe von positiv und negativ werden auch andere sein als die, die wir hier auf der Erde haben. Vielleicht gibt es dort auch gar kein positiv und negativ, nur Erfahrung.

Mit meinem jetztigen Stand kann „positiv“ oder „negativ“ immer nur ein Ausschnitt sein, aus Sicht einer bestimmten Person und einer bestimmten Zeit. Viel lieber möchte ich Momente finden, die mir wichtig erscheinen.

Die wichtigen Momente in meinem Leben

Mir werden zunehmend all die Momente wichtig, in denen ich bewussst lebe.

Momente, in denen ich mich ganz intensiv spüre. Sowohl körperlich, zum Beispiel wenn ich barfuß im Wald spazieren gehe. Als auch emotional, wenn ich meine Wut oder meine Trauer oder meine Angst oder meine Freude spüre.

Momente, in denen ich ein altes Denk- oder Handlungsmuster erkenne. Oder wenn mich mich dazu entscheide, dieses Muster zu durchbrechen und etwas anderes zu machen. Wenn ich mich davon freimache, was ich selbst oder andere bisher über mich geglaubt haben, und etwas Neues wage.

Der fertige Text – zumindest für den Moment

Der Moment, der mein Leben positiv verändert hat, war der Moment, als ich mich entschieden habe, mein Leben zu gestalten, bewusst zu leben, mein Handeln immer konsequenter an meinen Werten auszurichten, und mich selbst wieder zu spüren. Ich kann nicht mehr sagen, wann ich diese Entscheidungen zum ersten Mal getroffen habe. Ich weiß nur, dass sich mein Leben seither grundlegend verändert hat. 

Vorher habe ich irgendwie vor mich hin gelebt: ich hatte einen Job von dem ich leben konnte, ich hatte einige gute Freunde, ich habe “funktioniert”. Innerlich sah es ganz anders aus: ich war unzufrieden mit dem Job der mich nicht wirklich erfüllt hat, ich habe mich einsam gefühlt, jeder Tag war eine Wiederholung des letzten Tages. 

Und dann gab es eben diesen einen Moment, als ich mich entschieden habe: so will ich nicht weitermachen! Seither gab es tausende solcher kleinen und großen Momente, als ich diese Entscheidung konkreter und stärker gemacht habe. In unzähligen kleinen und großen Schritten habe ich mein Leben seither verändert: ich fühle mich lebendig, ich bin voller Zuversicht, ich fühle mich ganz.

Judith lachend

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