„Du hast Dich gar nicht verändert!“

„Du hast Dich gar nicht verändert“ sagte neulich die Mutter einer Freundin zu mir, die mich über 10 Jahre nicht gesehen hatte. „Oh“ sagte ich, (und erbleichte – in Anlehnung an Berthold Brechts Geschichte von Herrn Keuner) „ich finde schon, dass ich mich verändert habe“. Sie: „ja, ok – aber nur zum Guten“

Als ich dann später nach Hause geradelt bin, ging mir das wieder durch den Kopf. Was bedeutet Veränderung für mich? Und was wollen wir mit dieser Floskel eigentlich sagen?

Ich glaube, dass wir damit so etwas ausdrücken wollen wie „ich erkenne dich wieder. Äußerlich gibt es nur Unwesentliche Änderungen“ und vielleicht auch „du hast dich gut gehalten. Nach der langen Zeit hätten es auch mehr Falten und sonstige Spuren des Alterns sein können.“ Und meine Reaktion „Oh“ war eher bezogen auf die innerlichen Veränderungen, das subtilere, nicht gleich sichtbare. All die Erfahrungen, Begegnungen, inneren Prozesse, Gedanken, Gefühle, veränderte Sichtweisen.

Und da gab es sooooo viel in den letzten 10 Jahren, vor allem seit Ende 2013, als ich begonnen habe, mich neu oder wieder mit Themen zu beschäftigen die in meiner formalen Schul- und Universitäts-Ausbildung nicht (oder nur ganz am Rande) vorkamen: Persönlichkeitsentwicklung, Verbindung mit der Natur, Spiritualität, Verbindung mit mir selbst. Um nur einige der Methoden / Themen zu nennen: Permakultur, Gewaltfreie Kommunikation, Meditation, Klangschalen, Solidarische Landwirtschaft, Gemeinwohlökonomie und noch einiges mehr.
Und dazu noch die äußeren Ereignisse, die mich in der Zeit stark beeinflusst haben, die vielen Menschen denen ich begegnet bin, teilweise in einer vorher nie bewusst erlebten Tiefe.?

In gewisser Weise denke ich manchmal, Ich jetzt und mein Ich von vor 10 Jahren, das sind zwei komplett verschiedene Personen. Und doch: Eine Menge ist auch noch da. Prägungen und Erfahrungen aus der Kindheit, der ein oder andere hartnäckige Glaubenssatz („du bist nicht gut genug“…), Erinnerungen, und auch einige Menschen die mich schon länger begleiten. Und auch wenn im Moment der Glaube noch vorsichtig ist und mir im Alltag öfters verborgen ist: Da gibt es etwas, das bleibt. Etwas unveränderliches.

Ob ich es jetzt Wesenskern oder Seele oder Höheres Selbst nenne. Das ist immer da. Und ich glaube, dass ich dem immer näher komme, je mehr ich mich dem zuwende was mir wirklich wichtig ist und je mehr ich mich selbst auch spüre.

So gesehen: „Ja, ich hab mich nicht verändert, und jeden Tag etwas mehr“ ?