Ich wohne schon seit vielen Jahren alleine, ich bin Single und habe keine Kinder. Ich habe auch keine Haustiere. Meine Arbeit mache ich (schon seit längerem) von zuhause aus, als Solo-Selbständige. Die Corona-Maßnahmen mit Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverboten heißen für mich also in erster Linie: alleine sein.
Wenn du schon immer ein einsamer Eigenbrötler werden wolltest, sind die Zeiten günstig! Durch die Befolgung einiger einfachen Tipps gelingt es jetzt besonders leicht. Ich habe diese Tipps (fast) alle selbst erprobt – teilweise jahrelang – und kann deshalb den Erfolg quasi garantieren.
Ein paar Warnungen habe ich auch hinzugefügt, vor Dingen die mich immer wieder davon abgehalten haben, das einsame Eigenbrötlertum zu erreichen.
Tipp Nr. 1: Gar nicht mehr vor die Türe gehen
Vielleicht bist du sogar in Quarantäne, dann fällt dieser Punkt extra leicht. Je mehr du deinen Aktionsradius beschränkst, desto schneller fällt dir zuhause die Decke auf den Kopf.
Noch schneller geht es, wenn du auch zuhause dafür sorgst, dass du die Fenster zulässt und deinen Balkon nie betrittst. Rollläden schließen auch tagsüber verhindert, dass du die Sonne siehst.
Tipp Nr. 2: Social Distancing richtig gemacht
Manchmal lässt es sich ja nicht vermeiden, doch nach draußen zu gehen, trotz aller Bemühungen. Achte unbedingt darauf, “social distancing” wörtlich zu nehmen: Halte nicht nur physischen Abstand sondern vermeide auch jeden anderen Kontakt mit Menschen.
Wenn dir jemand begegnet, schau am besten in eine andere Richtung. Falls du zufällig doch in die Richtung schaust: schau möglichst grimmig. Sollte dich trotzdem jemand grüßen oder sogar ansprechen – einfach ignorieren und so schnell wie möglich weg!
Bei Begegnungen mit Bekannten oder Nachbarn: So wenig wie möglich reden. Falls reden unumgänglich ist, bleib sachlich und kurz. Nur nichts persönliches reden, auf keinen Fall ein Gespräch anfangen.
Tipp Nr. 3: Konzentriere dich auf das Schlechte
Ganz wichtig als Eigenbrötler: Denk den ganzen Tag daran, wie blöd alles ist. Wie gern du jemanden treffen würdest. Falls du mit jemandem sprichst: am besten nur jammern, wie schlimm alles ist. Wenn du dir Gleichgesinnte suchst, werden sie das ähnlich sehen und ihr könnt den Effekt gegenseitig verstärken.
Viele Nachrichten hören oder lesen trägt auch sehr dazu bei, deine Stimmung zu drücken. Am besten mehrmals täglich. Dann bekommst du ganz direkt mit, wie unfähig, schlecht oder einfach nur naiv Menschen sind. Das macht es umso einfacher, wenig Kontakt zu suchen.
Für Fortgeschrittene: such dir Schuldige für alles, was dir an deinem Leben nicht gefällt. Das ist einfach, schließlich gibt es einige Milliarden Menschen auf diesem Planeten, da wird sich schon einer oder eine Gruppe finden, die irgendwas zu deinem Unglück beigetragen haben.
Auch gut: Finde eine “Verschwörungstheorie”, die in dein Weltbild passt. Oder bau dir eine eigene. Konzerne, bestimmte Bevölkerungsgruppen, Politiker, bestimmte Nationen oder die Außerirdischen – die haben einen geheimen Plan und wollen uns alle manipulieren um die Weltherrschaft zu übernehmen.
Tipp Nr. 4: Jedes negative Gefühl sofort betäuben
Wenn das Gefühl von Einsamkeit mal unangenehm wird, betäube dieses Gefühl möglichst schnell. Unangenehme Gefühle nehmen dir schnell die Motivation, das mit dem Eigenbrötlertum wirklich durchzuziehen.
Bewährte Mittel, um unangenehme Gefühle loszuwerden: Fernsehen / YouTube / Netflix o.ä., Süßigkeiten und Chips. Ich habe gehört, Alkohol soll auch ganz toll funktionieren.
Am besten du machst es mit den unangenehmen Gefühlen wie mit alten Klamotten oder kaputten Radios: einfach in den (innerlichen) Keller packen und Türe zu. Und dann hoffe, dass alles schnell vorbei geht und sich das nie wieder meldet.
Tipp Nr. 5: Mach alles mit dir selbst aus
Wenn du schwach wirst und mit dem Eigenbrötlertum haderst: Tue auf jeden Fall so, als wäre nichts. Ist ja alles nicht so schlimm. Diese Haltung verhindert auch effektiv dass du dir Unterstützung von anderen holst – schließlich kommst du ja gut allein klar.
Falls dir doch jemand von sich aus Hilfe anbietet: nie annehmen. Am besten schroff zurückweisen, damit es nicht nochmal passiert.
Tipp Nr. 6: Körper – nicht wichtig!
Körperliche Fitness verträgt sich gar nicht mit einem echten Eigenbrötler. Ich empfehle wärmstens: viel sitzen, möglichst wenig bewegen. All das essen, wo alle immer mit dem erhobenen Zeigefinger davor warnen – du weißt schon: Süßigkeiten, Chips…
Spät ins Bett gehen ist auch gut – das garantiert schon fast einen effektien Start in den neuen Tag voller Einsamkeit. Oder auch den halben Tag im Bett liegen bleiben. Vermeide auf jeden Fall jede Art von Tagesstruktur.
Auch prima: Zeit vertrödeln auf Sozialen Medien, stundenlang Computerspielen oder Serien Binge-Watching.
Jegliche Art von Körperpflege kannst du dir sparen – du willst ja sowieso nicht, dass dir jemand zu nahe kommt, oder? Dasselbe gilt für deine Kleidung. Wozu Schlafanzug ausziehen. Ist ja eh niemand da, den das stören könnte.


Tipp Nr. 7: Kontaktabbruch
Wenn du dich ernsthaft für das Eigenbrötlertum interessierst, hast du vermutlich sowieso nur wenige Freunde. Die Kontaktsperre macht es besonders leicht, persönliche Treffen zu umgehen. Sage also am besten alle Termine mit Freunden ab (digital und analog) – und na klar, mache auch keine neuen aus.
Freunde schlagen ein Meeting per Skype vor? Nutze die Gunst der Stunde und schiebe deine Technik-Skepsis vor. Betone, was dir alles an digitalen Meetings missfällt und fehlt – das versteht jeder: der schlechte Ton, das kleine Bild, die fehlenden Informationen zu Gestik und Körpersprache, Verbindungsprobleme oder Computer-Abstürze.
Generell gilt für alle Kontakte des einsamen Eigenbrötlers: Schau, dass der Kontakt nie zu eng wird. Melde dich nur selten oder warte am besten darauf, bis die anderen sich melden.
Vermutlich hast du auch einige Menschen, zu denen der Kontakt eingeschlafen ist. Widerstehe den Gedanken, diese Kontakte wiederaufleben zu lassen! Das gilt im besonderen Maße auch für Verwandte!
Bonustipp
Und die wichtigste Warnung zum Schluss: Hör sofort auf, das hier zu lesen!! Am Ende merkst du noch, dass hier Ironie drinsteckt und tust die Dinge in den Warnboxen!
Liebe Judith, was für eine coole Anleitung, ich hab Tränen gelacht :-). Jetzt kann wirklich nichts mehr schiefgehen mit dem Eigenbrötlertum. Grüessli aus St. Gallen
Danke dir Sophie!
Dann hat der Artikel seinen Zweck schon erfüllt 🙂
Grüße, Judith
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