Reden hilft – wenn dir jemand von Herzen zuhört. Initiative “Redezeit für Dich”

Reden hilft! Egal was dich bedrückt, belastet oder beschäftigt – es tut einfach gut, wenn du es aussprechen kannst und wenn dir jemand aus ganzem Herzen zuhört. Die Initiative “Redezeit für Dich” (in der ich eine von ca. 350 ehrenamtlichen ZuhöhrerInnen bin) bringt dich mit ehrenamtlichen Zuhörenden in Kontakt.

Gleich vorweg: In einem seelischen, emotionalen oder zwischenmenschlichen Notfall wende dich bitte gleich an die entsprechenden Notfallnummern – so wie du es in einem körperlichen Notfall auch machen würdest! Bei der Telefonseelsorge, Nummer gegen Kummer, Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” oder ähnlichen Organisationen ist rund um die Uhr jemand erreichbar. Hier findest du eine Liste mit Notrufnummern.

Die “Redezeit für Dich” ist als niederschwelliges Angebot gedacht – wenn es nicht so schlimm erscheint, dass du es gleich als Notfall einstufst. Hier ein paar Beispiele für Situationen, in denen Reden hilft:

Ukraine

Letzte Woche Donnerstag (am 24.02.2022) habe ich früh morgens meine emails gecheckt und sofort sprang mir ein Betreff in die Augen: „Entering a Higher State of Vigilance – Ukraine Under Attack“ (etwa: erhöhte Alarmstufe – Angriff auf Ukraine). Der Newsletter kam vom Sicherheits-Programm, das ich für meine Webseite verwende (WordFence). Normalerweise steht in diesem Newsletter, dass es Sicherheitslücken in bestimmten Zusatzprogrammen für die Webseite gibt und ich schaue dann nach, ob ich ein Update machen muss. Diesmal aber: Krieg in Europa. Hackerangriffe auf Webseiten in der Ukraine gehören offenbar dazu – sei es als Teil des Angriffs, sei es aus Sympathie mit den Angriffen oder sei es opportunistisch durch Trittbrettfahrer. (Disclaimer: ich stehe in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zu WordFence – ich empfehle es und rede darüber, weil ich es gut finde)

Auch wenn das Säbelrasseln schon länger präsent war und „Frieden“ kein treffender Begriff für den Zustand in der Region mehr war: meine erste Reaktion war Schock und Angst. Mitgefühl und Sympathie für die Menschen, die direkt betroffen sind – weil sie in den betroffenen Gebieten leben oder dort Angehörige haben, und auch die Menschen, die als Soldaten dorhin geschickt wurden. Mich beschäftigt, wie es wohl für die angreifenden Soldaten ist – welche (Mis-)Informationen, welche gesellschaftliche Prägung, vielleicht auch welche Zwänge führen dazu, dass sie jetzt tödliche Gewalt einsetzen?

Meine (bei solchen Dingen leider) lebhafte Phantasie spinnt das ohnehin schon schreckliche Szenario weiter, die Sicherheit auch hier im friedlichen München erscheint mir plötzlich in Gefahr – ‘wo wird die Aggression enden?’ – ‘was wenn auch hier Bomben fallen?’ – ‘ist meine eigene Webseite sicher?’ Und ja, letzteres erscheint mir ziemlich trivial im Vergleich – und trotzdem beschäftigt es mich.

Ich erinnere mich an andere Momente von Schock/Angst (Terroranschläge, Amokläufe…) und wie ich bis vor einigen Jahren damit umgegangen bin. Im Rückblick war ich komplett gefangen in meiner Angst. Meist gab es einige Gespräche mit Menschen in meiner Umgebung – Freunde, Familie, Kollegen – die vermutlich genauso gefangen in ihrer Angst waren. Überspitzt formuliert hat jeder zwar etwas dazu gesagt aber niemand wirklich zugehört, am Ende des Gesprächs war meine Angst meist eher noch größer, der kleine Wohlfühl-Boost durch die gemeinsame Sympathie war schnell verflogen. Ansonsten habe ich so wenig wie möglich daran gedacht, mich abgelenkt mit Arbeit / Fernsehen / Computerspielen / Essen. Ich bin geschwankt zwischen alles darüber lesen, jede Nachricht aufsaugen (= Angst füttern), und gar keine Nachrichten mehr hören (= Angst wegschieben).

Vor einigen Jahren kam dann die Gewaltfreie Kommunikation in mein Leben und damit die Erfahrung von Zuhören und von Gehört werden. Es war und ist magisch: wenn mir jemand die ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt und mit ganzer Seele dem zuhört was ich sage – egal was, egal wie. Auch wenn es mir trivial erscheint, auch wenn ich mich schon fast schäme, mir darüber Sorgen zu machen, auch wenn ich mich in dem Moment selbst nicht mag. Wenn mir dabei jemand wirklich zuhört, erlebe ich dabei immer wieder eine tiefe Erleichterung, so als würde alle Last von den Schultern fallen. Ich entdecke dabei auch mich selbst immer wieder neu und habe Aha-Erlebnisse – und kann besser akzeptieren, dass meine “trivialen” Sorgen eben auch ok sind.

Und genauso magisch und schön ist es, diese Art von Zuhören einem anderen Menschen zu schenken. Ganz in die Welt einzutauchen, nicht einfach etwas tun und verändern wollen sondern echt da sein für jemanden – dabei erlebe ich eine berührende Verbindung auf einer ganz tiefen Ebene, wie sie sonst im Alltag eher selten ist. Diese Erlebnisse waren und sind für mich Motivation für meine Arbeit als Coach!

Einsamkeit

Nicht erst seit Corona ist Einsamkeit ein Problem für viele Menschen. Allerdings haben Lockdown, Quarantäne, Isolierung und HomeOffice bestehende Tendenzen zur Einsamkeit eher verschärft, da alltägliche kurze Begegnungen weniger wurden und zeitweise alle Kontakte beschränkt waren. Ich persönlich bin zwar gern alleine und brauche auch lange Phasen ohne Menschen um mich, trotzdem hat mich seit 2020 immer mal wieder die Einsamkeit gepackt und ich habe schmerzlich gespürt, wie sehr ich auch Nähe und Berührung brauche.

Mir hat auch in diesen Situationen immer wieder geholfen, mit anderen Menschen darüber zu sprechen – zum Glück habe ich inzwischen einige Freunde und Coach-Kollegen, die gut im Zuhören sind!

Streit

Auch hier noch mal der Hinweis: Im Notfall, wenn ein Streit eskaliert ist oder zu eskalieren droht, wende dich am besten gleich an Telefonseelsorge, Nummer gegen Kummer, Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” oder eine ähnliche Organisation – hier findest du eine Liste mit Notrufnummern.

Aber auch, wenn es “nur” ein kleinerer Konflikt ist: Ob in der Familie, unter Freunden oder am Arbeitsplatz, offener Streit oder schwelende Konflikte können extrem belasten. Darüber zu reden kann ein erster entlastender Schritt sein. Gerade wenn mir eine unbeteiligte Dritte Person zuhört, fällt es mir meist leichter, offen zu sagen was ich über den anderen Menschen denke. Und damit kann ich danach auch einfacher gedanklich etwas Abstand zum Streitgeschehen bekommen, meist sehe ich dann auch meinen eigenen Anteil und manchmal gewinne ich sogar etwas Verständnis für die andere Seite.

Reden hilft – deshalb gibt es “Redezeit für Dich”

Wie schon oben erwähnt, ich bin seit 2020 Teil des Netzwerks “Redezeit für Dich”. Es sind ca. 350 Coaches auf der Seite gelistet, die sich ehrenamtlich als ZuhörerInnen zur Verfügung stellen. Du kannst dich direkt bei den Coaches melden und einmalig ein 15 – 30 Minuten langes Gespräch online oder per Telefon vereinbaren – kostenlos und ohne Werbung.

Wenn du Redezeit bei mir nutzen möchtest, kannst du dir entweder direkt in meinem Kalender einen Termin aussuchen, oder mir eine kurze email mit dem Betreff “Redezeit” schicken an info@judithpfeiffer.de

Ich unterstütze Redezeit für Dich und höre Dir kostenlos zu. Reden hilft!
Bildquelle: https://www.virtualsupporttalks.de/

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