Was ist Mediation? Was ist Empathische Mediation?

Ich werde ziemlich oft gefragt: Was ist Mediation? Dieser Artikel soll eine kurze Übersicht über das geben, was Mediation ist, und auch was Mediation aus meiner Sicht nicht ist. Ich beantworte auch weitere Fragen, die mir in diesem Zusammenhang häufiger gestellt werden. Im Fokus steht für mich insbesondere die “Empathische Mediation” – das ist die Methode, die ich für Mediationen verwende.

Mediation oder Meditation?

Vor einigen Jahren habe ich mit ein paar Kollegen einen “Tag der Mediation” veranstaltet. Eine – gar nicht so seltene – Reaktion darauf war: “Hat das was mit Buddhismus zu tun?” Offenbar haben viele Menschen “Meditation” gelesen. Auch mir ging es schon oft so, dass ich beim Tippen dieser Wörter ein “t” zuviel oder zuwenig erwischt habe.

Ich biete ja beides an – natürlich in ganz verschiedenen Kontexten. Meditationen, meditative Übungen oder Phantasiereisen mache ich in meinen Onlinekursen, teilweise im Coaching oder auch gelegentlich vor Ort mit Unterstützung von Klangschalen. Und als zertifizierte Mediatorin biete ich eben auch Mediationen als eine Möglichkeit zur Konfliktklärung an.

Beide Wörter haben den Wortstamm “Medi” – von lateinisch medium = Mitte. In der Meditation kann ein Mensch seine eigene Mitte (wieder) finden. Bei der Mediation können zwei oder mehr Menschen wieder eine gemeinsame Mitte finden.

Was ist Mediation?

Mediation (lateinisch Vermittlung) ist ein strukturiertes, freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konfliktes, bei dem unabhängige „allparteiliche“ Dritte die Konfliktparteien in ihrem Lösungsprozess begleiten.

Wikipedia “Mediation”

Eine Mediation dient dazu, einen Konflikt beizulegen. Im Normalfall hat eine Mediation eine feste Struktur, eine der Aufgaben des Mediators ist, die Konfliktparteien durch diese Struktur zu begleiten.

Die Menschen, die an einem Konflikt beteiligt sind, werden im Kontext von Mediation oft als “Konfliktparteien” bezeichnet. Während einer Mediation ist auch der Begriff “Mediant” gebräuchlich.

Ganz wichtig ist die Freiwilligkeit bei der Mediation: alle beteiligten Personen (einschließlich Mediator) sind freiwillig da und können jederzeit auch entscheiden, die Mediation abzubrechen. Manchmal kommt es (leider) vor, dass Menschen eine Mediation nahegelegt wird durch subtilen oder deutlichen Druck – zum Beispiel am Arbeitsplatz oder im Vorfeld von gerichtlichen Auseinandersetzungen.

Eine MediatorIn ist allparteilich. Das bedeutet, sie unterstützt alle Parteien gleichermaßen.

Während der Mediation soll möglichst eine konkrete Lösung gefunden werden, der alle Konfliktparteien zustimmen können. Diese gefundene Lösung kann als schriftliche Vereinbarung mit zivilrechtlich bindendem Charakter geschlossen werden.

Verschiedene Formen von Mediation

Je nach verwendeter Methodik und je nach Themenschwerpunkt gibt es verschiedene Formen von Mediation:

  • Familienmediation
  • Wirtschaftsmediation
  • Empathische Mediation
  • Täter-Opfer-Ausgleich
  • Schulmediation
  • Mediation im Bauwesen
  • und viele weitere Felder mehr

Was ist Empathische Mediation?

Bei der Empathischen Mediation liegt ein großer Fokus auf den Beweggründen und Herzensanliegen der Konfliktparteien. Diese Methode – nach der auch ich ausgebildet wurde – beruht auf der Gewaltfreien Kommunikation. Eine wichtige Grundannahme ist: jede Handlung hat einen guten Grund. Hinter jeder Handlung steckt ein Grundbedürfnis oder Herzensanliegen, und diese sind allen Menschen gemeinsam. Auch wenn die Handlung an sich unverständlich oder gar verwerflich erscheint – mit den dahinterliegenden Grundbedürfnissen kann ein gegenseitiges Verständnis auf einer tiefen menschlichen Ebene entstehen.

Auch bei der Empathischen Mediation werden am Ende gemeinsame Lösungen gesucht und Vereinbarungen getroffen. Wichtiger als eine konkrete Lösung ist allerdings das bessere Verständnis der Konfliktparteien füreinander.

Nicht selten passiert es, dass sich ein Konflikt an äußerlichen Kleinigkeiten entzündet. Zum Beispiel in der Familie der nicht erledigte Abwasch. Vordergründig geht es natürlich um Ordnung im Haushalt – und wenn man auf dieser vordergründigen Ebene bleibt, wird man sicher auch Lösungen finden – Putzpläne oder ähnliches. Aber meist steckt hinter so einem Konflikt viel mehr, zum Beispiel: mit dem eigenen Beitrag gesehen werden, sich auf Absprachen verlassen können, mit den eigenen Wünschen ernstgenommen werden, eine ausgewogene Verteilung der Arbeiten im Haushalt oder den Eindruck haben geliebt und akzeptiert zu werden. Und sobald ein Bewusstsein dafür da ist, wo der eigentliche Kern des Konflikts liegt, dann können auch genau dafür Lösungen gesucht werden. Zum Beispiel: was können wir dafür machen, dass wir beide den Eindruck haben unsere Wünsche werden ernstgenommen?

Konflikte? Ich doch nicht! oder: Was ist ein Konflikt?

Immer noch zu oft werden in unserer Gesellschaft Konflikte wie ein Tabuthema behandelt. Konflikte zuzugeben ist bei vielen Menschen sehr stark mit Scham besetzt. Erst recht zuzugeben, dass man einen Konflikt nicht selbst lösen kann, erscheint vielen Menschen wie ein persönliches Versagen.

Auf der anderen Seite lernen es die meisten Menschen nie, Konflikte konstruktiv zu lösen. Ich selbst habe von klein auf gelernt, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Faule Kompromisse eingehen erschien mir lange Zeit als einfacherer Weg als den Konflikt wirklich anzugehen und gemeinschaftlich zu lösen. Den Kopf in den Sand stecken und gar nicht wahrnehmen (oder wahrhaben wollen), dass es einen Konflikt gibt, ist eine weitere häufige Strategie um Konflikten auszuweichen.

Von einem Konflikt (von lateinisch confligere, „zusammentreffen, kämpfen“; PPP: conflictum) spricht man, wenn Interessen, Zielsetzungen oder Wertvorstellungen von Personen, gesellschaftlichen Gruppen, Organisationen oder Staaten miteinander unvereinbar sind oder unvereinbar erscheinen und diese Konfliktparteien aufeinandertreffen.

Wikipedia Konflikt

Was ist das Ziel einer Mediation?

Zunächst einmal soll ein Konflikt beigelegt werden durch die Mediation. Es sollen gemeinsame Lösungen gefunden werden, mit der alle Konfliktparteien möglichst gut leben können.

Darüber hinaus ist – zumindest für mich bei der Empathischen Mediation – auch ein wichtiges Ziel, die Beziehung zu klären. Die Verbindung der Menschen untereinander wieder herzustellen. Das ist mir sogar wichtiger als die Sachfrage zu lösen. Wenn die Beziehungsebene stabil und gut funktioniert, dann finden sich auf der Sachebene auch zügig gemeinsame Lösungen.

Ganz nebenbei steigt die Fähigkeit der Medianten, Konflikte in Zukunft selbst zu klären. Sie lernen einen wertschätzenden, konstruktiven Umgang mit Konflikten kennen, den sie auch auf andere Situationen anwenden können.

Was passiert bei einer Mediation?

Der genaue Ablauf unterscheidet sich je nach Mediator, je nach konkretem Fall, je nach Anzahl der Konfliktparteien und auch je nach dem wie lange die Mediation insgesamt dauert.

Beispielhaft hier ein Ablauf, wie ich ihn für eine kurze (2-3 h) Mediation zwischen zwei Konfliktparteien verwende:

  • kostenloses Vorgespräch vorab (ca. 30 min).
    Dabei beantworte ich Fragen zur Mediation und prüfe ob sich der Fall für eine Mediation eignet – beide Seiten können dann entscheiden ob es zu einer Mediation kommt. (Hier kannst du einen Termin für ein kostenloses Vorgespräch vereinbaren: https://judithpfeiffercoach.simplybook.it#book/service/2)
  • Ankommen und Rahmen.
    Zu Beginn erkläre ich kurz wie die Mediation ablaufen wird, welche Aufgaben ich als Mediatorin habe und was ich von den Medianten erwarte. Ich vereinbare Gesprächsregeln, die sich für Mediationen bewährt haben, und vor allem die Vertraulichkeit der Inhalte. Auch für Fragen zum Ablauf ist hier Platz.
  • Thema.
    Zunächst vor allem auf der Sachebene wird besprochen, was vorgefallen ist, woran sich der Konflikt entzündet und was genau strittig ist. Bei mehreren anstehenden Themen wird hier entschieden, welches der Themen beim aktuellen Termin besprochen werden soll.
  • Beweggründe.
    Abwechselnd für jede Konfliktpartei erforschen wir, was die Person jeweils zu diesem Thema bewegt. Welche Herzensanliegen stecken dahinter und welche Emotionen sind damit verbunden?
  • Ideensammlung.
    Gemeinsam sammeln die Konfliktparteien Ideen, was sie tun könnten, um das Problem so zu lösen, dass möglichst viele dieser Herzensanliegen erfüllt werden.
  • Vereinbarung.
    Aus den Ideen werden konkrete Vereinbarungen – wer macht wann was.

Wovon hängt ab, ob eine Mediation erfolgreich ist?

Eine wichtige Voraussetzung für einen erfolgreichen Ablauf einer Mediation ist die Vertraulichkeit. Deshalb gehört für mich an den Anfang jeder Mediation eine Vereinbarung, dass alle anwesenden Personen die Mediation vertraulich vereinbaren. Es fällt leichter sich zu öffnen und auch privates zu erzählen, wenn es eine Sicherheit gibt, dass das Erzählte den Raum nicht verlässt.

Es braucht eine Bereitschaft von allen Konfliktparteien, respektvoll miteinander umzugehen. Dazu gehört für mich zum Beispiel die Bereitschaft, den anderen zuzuhören ohne zu unterbrechen oder die Bereitschaft vor allem über sich selbst zu sprechen. Das thematisiere ich zu Beginn jeder Mediation, indem ich bewährte Gesprächsregeln vorstelle und mit den Konfliktparteien vereinbare.

Wann macht eine Mediation Sinn?

  • Wenn es den Wunsch gibt, den Streit beizulegen ohne die Beziehung (noch mehr) zu belasten
  • Wenn die Beziehung zueinander wichtig ist
  • Wenn es die Bereitschaft gibt, einander zuzuhören

Einige konkrete Beispiele von Konflikten, bei denen eine Mediation sinnvoll sein kann:

  • immer wenn die Familie in den Urlaub fährt, gibt es Streit
  • eine Freundin hat etwas gesagt oder getan, das verletzt hat
  • eine Paar-Beziehung ist zuende und gemeinsam angeschaffte Dinge müssen aufgeteilt werden – nur wie?
  • ein Nachbar möchte, dass ein Baum gefällt wird, der Eigentümer möchte das nicht
  • Mutter oder Vater wird pflegebedürftig. In der Familie gibt es verschiedene Vorstellungen – Pflege zuhause oder im Heim?
  • Geschwister haben ein Haus geerbt und können sich nicht darauf einigen, was damit passieren soll – verkaufen? vermieten? selbst einziehen?
  • im Familienbetrieb steht die Übergabe an die nächste Generation an

Wann ist eine Mediation nicht so sinnvoll?

  • Wenn einer oder mehrere Konfliktparteien auf ihrem Recht bestehen und darauf beharren dass nur ihre Position richtig ist.
  • Wenn der Streit schon sehr weit eskaliert ist. Wenn zum Beispiel bereits ein Anwalt eingeschaltet wurde oder eine Anzeige erstattet wurde, ist eine Mediation zwar nicht unmöglich, aber deutlich schwieriger.
  • Wenn einem oder allen Konfliktparteien die Beziehung untereinander egal ist und sie auch in Kauf nimmt, im Streit auseinanderzugehen und nie wieder miteinander in Kontakt zu treten.
  • Wenn die andere Person noch gar nichts vom Konflikt weiß. Das passiert durchaus häufig, nämlich dann wenn jemand sich zwar mächtig über den Kollegen, Partner, Chef oder Nachbarn aufregt, das aber bei dieser Person noch gar nicht angesprochen hat. In diesen Fällen ist ein Konfliktcoaching oder eine Konfliktberatung sinnvoller, bei dem beispielsweise ein Konfliktgespräch vorbereitet werden kann.

Was ist, wenn mein Konfliktpartner keine Mediation möchte?

Erst mal gilt: eine Mediation ist freiwillig. Im Unterschied zu einem Gerichtsverfahren, wo eine Anwesenheit erzwungen wird, ist bei einer Mediation jeder freiwillig da. Es gibt zwar Fälle, wo Druck ausgeübt wird um jemanden zu einer Mediation zu bringen – besonders förderlich ist das für den Erfolg der Mediation allerdings nicht.

Ich glaube jeder will gerne selbst entscheiden, wie er oder sie mit einer Situation umgehen möchte. Ich biete immer an, dass auch der Konfliktpartner mit mir als Mediatorin ein kurzes Vorgespräch führen kann – so manche Widerstände oder Ängste können da gehört und vielleicht auch entkräftet werden.

Wenn die andere Person wirklich nicht bereit ist für eine Mediation, kann Konfliktberatung oder Konfliktcoaching helfen. Das kann helfen, um mit der Situation besser umzugehen oder ein Konfliktgespräch vorzubereiten. Spezielle Coachingmethoden unterstützen dabei, zum Beispiel kann der Coach die Rolle des Konfliktpartners einnehmen.

Eine weitere Alternative ist eine Stellvertreter-Mediation – dabei nimmt eine unbeteiligte Person die Rolle der abwesenden Konfliktpartei ein. Die Mediation läuft dann wie sonst auch ab, nur dass eben eine Person nicht persönlich anwesend ist sondern durch den Stellvertreter repräsentiert wird. Dadurch kann sich die innere Haltung der anwesenden Konfliktpartei ändern und die Auseinandersetzung mit diesem Menschen wird einfacher.

Was kostet eine Mediation?

Einen Mediator in Anspruch zu nehmen, um einen Konflikt zu klären kostet eine gewisse Summe an Zeit und Geld. Im Normalfall wird eine Mediation nach einem festen Stundensatz abgerechnet. Ganz grob liegt dieser Stundensatz zwischen 20 und 200 €.

Eine pauschale Angabe, wie lange eine Mediation dauert ist schwierig. Je nach dem wie festgefahren und komplex ein Konflikt ist, wird es auch unterschiedlich lange dauern, diesen Konflikt wieder zu klären.

Ein weiterer Faktor für die Dauer ist, wie sehr die Konfliktparteien bereit sind auf die anderen einzugehen und ihre Positionen auch zu verlassen. Wenn jeder auf seiner Position und Lieblingslösung beharrt, desto schwieriger ist es, eine gemeinsame Lösung zu finden, die für alle ok ist.

Eine grobe Kosteneinschätzung kann in einem kostenlosen Vorgespräch gegeben werden. (Hier kannst du einen Termin für ein kostenloses Vorgespräch vereinbaren: https://judithpfeiffercoach.simplybook.it#book/service/2)

In vielen Gemeinden gibt es für Konflikte in der Nachbarschaft oder weiteren Bereichen kostengünstige Angebote für Mediationen. In München beispielsweise die Stelle für Gemeinwesenmediation (SteG).

Bei manchen Rechtsschutzversicherungen ist eine Kostenübernahme für Mediationen enthalten. Die wissen schon warum – oft ist es schneller und auch finanziell günstiger, einen Streit durch eine Mediation beizulegen als vor Gericht zu ziehen.

Keine Mediation zu machen – und auch keine andere Form der Konfliktlösung und Unterstützung in Anspruch zu nehmen – kostet in den meisten Fällen noch mehr: Zeit, Energie, Nerven, Geld…

Wie wird man MediatorIn?

Zahlreiche Unternehmen, Organisationen oder auch Hochschulen bieten Ausbildungen für Mediatoren an.

Der Begriff “Mediator” an sich ist nicht geschützt. Grundsätzlich könnte diese Bezeichnung auch jemand ohne spezielle Ausbildung oder mit einer kurzen Wochenendfortbildung führen.

“Zertifizierte Mediatoren” (nach MediationsGesetz) haben eine Mindestanzahl von Ausbildungsstunden mit festgelegten Inhalten (gemäß Mediations-Ausbildungsverordnung) absolviert, haben eine bestimmte Anzahl von Fällen dokumentiert und bilden sich regelmäßig weiter.

Daneben gibt es einige Berufsverbände, die eigene Zertifizierungen bzw. Lizensierungen anbieten, jeweils mit eigenen Kriterien.

Ich selbst bin Zertifizierte Mediatorin. Meine Ausbildung zur Empathischen Mediatorin habe ich 2018 bei der Akademie Blickwinkel in München gemacht.

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