Persönliche Werte – mehr Klarheit und einfachere Entscheidungen in nur 10 min

Eine Teilnehmerin meines Onlinekurses “Zweifellos entscheiden” hat (sinngemäß) gefragt: “Werden Entscheidungen eigentlich einfacher, wenn ich mir über meinen großen Rahmen klar bin, z.B. persönliche Werte?” Meine Antwort: ein klares Jein!

Was sind Werte eigentlich?

Ich verwende diesen Begriff mehr oder weniger synonym mit Grundbedürfnisse, Herzensanliegen, Ressourcen (innere Ressourcen). Zum Beispiel Gemeinschaft, Sicherheit, Kreativität…

Ich bin der festen Überzeugung: Alles was wir tun, tun wir aufgrund dieser Werte: um Grundbedürfnisse zu erfüllen, um Herzensanliegen zu verwirklichen. Wir brauchen all diese Ressourcen um zu leben. Sie sind zutiefst menschlich, alle Menschen teilen sie. Jeder braucht Sicherheit, Bewegung, Klarheit, Gemeinschaft – wie die Luft zum Atmen!

Werte hat für mich einen kleinen Unterschied zu den anderen Begriffen: Es beinhaltet deine persönliche Gewichtung. Also, wir alle brauchen Zugehörigkeit, wir alle brauchen Freiheit – verschieden ist, wie du es für dich persönlich gewichtest, also welcher Wert davon dir wichtiger ist.

Warum es sich lohnt, persönliche Werte zu kennen

Ich habe mich in den letzten Jahren sehr viel und intensiv mit Gewaltfreier Kommunikation befasst. Eine der (für mich) Kernelemente davon ist: Bei jeder Handlung, bei jedem Gedanken liegt ein Bedürfnis / ein Wert zugrunde. Dieses Bedürfnis zu kennen, hat mehrere Effekte:

  1. Es gibt mir eine starke Motivation – aus dem tiefsten Inneren heraus
  2. Für jedes Herzensanliegen gibt es eine riesige Anzahl Möglichkeiten, sie zu erfüllen. Allein das zu wissen und zu spüren macht frei und offen.

Ein (triviales) Beispiel: Ich will spazieren gehen, aber es regnet in Strömen. Ich kann jetzt griesgrämig zuhause bleiben und mich übers Wetter ärgern – oder ich kann mir bewusst machen, dass ich gerade Bewegung brauche. Und dann kann ich auch zuhause Yoga machen oder Fitness-Training.

Ich habe es so oft erlebt, bei mir selbst und auch bei meinen Coachees: sobald klar ist, welche Herzensanliegen hinter der Wut auf einen anderen Menschen oder hinter mehreren Entscheidungsmöglichkeiten stehen, dann entsteht plötzlich eine ganz neue Klarheit. Manchmal ist es wirklich magisch, wie sich die Sicht auf eine Situation dadurch verändert!

Persönliche Werte zu kennen und zu erforschen lohnt sich aus meiner Sicht in allen Situationen.

Werden Entscheidungen leichter wenn ich meine Grundwerte im Leben kenne?

Meine Antwort: ein klares Jein!

Ein kleiner Disclaimer am Rande: manche Entscheidungen werden durch Wertebewusstsein auch erst mal schwieriger. Weil dir plötzlich sehr bewusst wird, dass deine Handlungen regelmäßig deinen Herzensanliegen eher schaden als nützen.

Ich behaupte: In unserer heutigen westlichen Gesellschaft ist es quasi unmöglich durch den Alltag zu gehen und zum Beispiel einzukaufen, ohne mindestens ein Herzensanliegen zu verletzen. Jeder Einkauf besteht aus zahlreichen Entscheidungen – welcher Laden, welche Produkte, welche Menge? Entscheide ich mich für die Leichtigkeit in Form des Supermarkts um die Ecke? Oder entscheide ich mich für Verantwortung und Fürsorge für die Lebensgrundlagen in Form vom Bioladen, der ein paar Kilometer entfernt ist? Vom Blick der Werte immer eine Abwägung.

Gerade bei den alltäglichen Entscheidungen ist es meiner Meinung nach sehr hilfreich, sich der eigenen Grundwerte bewusst zu sein und die alltäglichen Handlungen danach auszurichten. Seit mir zum Beispiel bewusst ist, dass “Verantwortung” einer meiner wichtigsten Werte ist, überlege ich nicht mehr, sondern schwinge mich einfach aufs Fahrrad und fahre zum Bioladen.

Bei den großen Lebensentscheidungen hilft es mir zu wissen, welche Werte mir besonders wichtig sind. Als Kompass oder Nordstern sozusagen. Ich kann mir zum Beispiel die Frage stellen: Wenn ich mich jetzt selbständig mache, trägt das dann langfristig dazu bei, dass ich mehr Verbundenheit, persönliche Weiterentwicklung und Verantwortung erlebe (das sind meine Grundwerte)?

Wenn deine Erwartung allerdings sein sollte, dass du nur deine Grundwerte kennen musst und ab dann sind wie von Zauberhand alle Entscheidungen vollkommen mühelos – so funktioniert das leider nicht.

Bei vielen Entscheidungen spielen auch andere Faktoren mit, andere Herzensanliegen sind berührt. Bei manch einer Entscheidung sind die eigenen Grundwerte gar nicht oder nur begrenzt berührt.

Wieder ein triviales Beispiel: Wenn ich die Wahl zwischen zwei Filialen desselben Ladens habe, in denen ich einkaufen könnte – A ist 1 km entfernt und der Weg führt durch die Stadt, B ist 5 km entfernt und der Weg führt durch den Wald. Bei A hätte ich Leichtigkeit, bei B Bewegung und Erholung. Keins davon ist ein Grundwert von mir, also ist meine Entscheidung eher abhängig von dem, was mir am konkreten Tag wichtiger ist.

Was sind meine Werte?

Wichtige Werte herausfinden in 10 Minuten

Teil 1 – welche Werte sprechen dich an?

Lies dir alle Worte in der folgenden Grafik mit Werten / Anliegen durch. Schreibe jeden Wert ab, der dich anspricht, bei dem du eine Resonanz spürst oder bei dem du ein inneres “Ja” spürst.

Nimm dir dafür maximal 3 Minuten Zeit – stell dir einen Wecker für diese Zeit und überlege nicht zu lange.

Persönliche Werte in der Übersicht

Teil 2 – welche 10 Werte sind am wichtigsten?

Wähle jetzt aus den Werten, die du aufgeschrieben hast, die wichtigsten 10 Werte aus.

Wenn es dir schwerfällt, versuche folgendes:

  • Sei spontan, ohne es lange zu zerdenken.
  • Einengen – auf was könntest du auf gar keinen Fall verzichten?
  • Ausschließen – auf was könntest du am ehesten verzichten?
  • ähnliche Werte identifizieren – angenommen dir ist “echt sein” und “Aufrichtigkeit” wichtig: beides ist recht ähnlich, es sind eher Nuancen die sich unterscheiden. Welches Wort (oder vielleicht ein Synonym das hier nicht steht) hat für dich die größte Resonanz?
  • Emotionen – stell dir vor, jemand macht etwas, das diesem Wert komplett widerspricht oder du selbst lebst diesen Wert gar nicht – was löst das bei dir aus? Je stärker deine Reaktion – egal ob Wut, Angst, Trauer – desto wichtiger ist vermutlich dieser Wert für dich
  • Priosisieren – wie entscheidest du bei (scheinbar) gegensätzlichen Werten. Wenn du z.B. zwischen Stuktur und Kreativität entscheiden musst, was bevorzugst du?
  • Hierarchien – oft erfüllt eines dieser Werte automatisch auch einen anderen. Zum Beispiel könnte es aus deiner Sicht so ein, dass du für dich Gemeinschaft automatisch beinhaltet, dass du dort Zugehörigkeit und Austausch erlebst. Dann kannst du den Wert Gemeinschaft in deine Liste der 10 wichtigsten Werte übernehmen und Zugehörigkeit und Austausch weglassen.

Nimm dir dafür maximal 3 Minuten Zeit – stell dir einen Wecker für diese Zeit und überlege nicht zu lange.

Teil 3 – welche 3 Werte sind am wichtigsten?

Wähle jetzt aus den Werten, die du aufgeschrieben hast, die wichtigsten 3 Werte aus. Falls es dir schwerfällt, verwende wieder die Tipps von Teil 2. Versuche wirklich, dich auf 3 Werte festzulegen – aber wenn es gar nicht geht, sind auch 1-5 ok.

Nimm dir dafür maximal 3 Minuten Zeit – stell dir einen Wecker für diese Zeit und überlege nicht zu lange.

Optional: Teil 4 – was bedeuten diese Werte für dich?

Weshalb hast du dich für genau diese Werte entschieden? Was bedeuten diese Werte jeweils für dich? Wo lebst du sie schon? Wo möchtest du sie mehr leben?

Nimm dir für die Beantwortung dieser Fragen so viel Zeit wie du möchtest. Du kannst diese Fragen auch einige Tage wirken lassen.

Ich finde es auch sehr schön, sich über diese Fragen mit anderen Menschen auszutauschen. Das könnte zum Beispiel in Form eines Zwiegesprächs geschehen.

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