Lernen und üben – Coaching-Ausbildung Teil 2

Der zweite Block meiner Ausbildung zum Empathischen Coach war in der ersten Dezemberwoche. Die wichtigsten Themen für mich waren diesmal: Ärger, Entscheidungen und Geborgenheit.

Meinen Artikel zum ersten Block der Ausbildung hatte ich bereits veröffentlicht: Eine Struktur, die nährt

Ärger

Als erstes stand ein Coaching-Prozess für Ärger auf sich selbst oder Ärger auf eine andere Person auf dem Programm. Ich war jeweils einmal Beobachter, Coachee und Coach. In allen Rollen fand ich spannend, was alles hinter einem scheinbar kleinen und alltäglichen Ärger stecken kann. 

Gerade das passiert ja wirklich oft: dieser kleine Ärger, den man gerne wegschiebt, weil es “nicht so schlimm” ist oder es “eh nichts bringt”. Aber wenn man sich nie darum kümmert, wächst der Ärger im Verborgenen. Leicht entstehen kleine Feindbilder: “der/die/das ist halt so – typisch”. Diese Feindbilder entladen sich dann auch manchmal aus nichtigen Anlässen explosiv. Und wenn das nicht passiert, wenn der Ärger immer nur unterdrückt wird, dann bin ich davon überzeugt, dass sich das langfristig als Krankheit zeigt. 

Analog passiert das auch bei Ärger auf sich selbst. Dieses “hätt ich doch” oder “warum schaffe ich es nie” oder “wie konnte ich nur so etwas machen”. Auch hier gilt: wenn dieser Ärger nicht aufgelöst wird, hat er das Potential, uns langfristig von innen zu zerfressen

Jeder Ärger hat einen guten Grund und will uns auf etwas wichtiges aufmerksam machen. Und das will gesehen werden! 

Fallbeispiel – Ärger übers Geschirrspülen

Mein eigenes Ärger-Beispiel war in gewisser Weise trivial. Ich habe mich über Schmutz an Geschirr und Besteck im Küchenschrank bei meiner Mutter geärgert. Ausgangspunkt war, dass ich mich über die Leute geärgert habe, die dort im Haushalt helfen und nicht so sauber spülen wie ich das gerne hätte.

Eigentlich hatte ich mir diese Situation auch schon alleine auf eine ähnliche Weise angeschaut. Ein Teil vom Ärger hatte sich dadurch auch schon gelegt – aber etwas blieb trotzdem noch. Mit dem Coaching hat sich noch ein gutes Stück tiefer gezeigt, um was es mir in dieser Situation eigentlich geht.

Es geht eben nicht nur um das Offensichtliche, also mich darauf verlassen können, dass Geschirr im Schrank sauber ist. Es geht mir eigentlich überhaupt nicht ums Geschirr – diese Schmutz-Spuren sind einfach nur der Anlass, an dem sich eine grundsätzliche Unzufriedenheit mit der Situation entlädt. Ich will sicher sein, dass es meiner Mutter gut geht und dass sie sich wohlfühlt. Ich würde gern selbst mehr dazu beitragen und will doch gleichzeitig mein eigenes Leben leben. In einem Haus leben ist für uns alle gar keine Option, wir mögen alle unsere Freiheit und haben uns auch für verschiedene Gegenden in Deutschland als Lebensmittelpunkt entschieden. Und so leben wir mit einem Kompromiss, der zwar ganz gut funktioniert, aber nicht immer ideal ist. Wenn ich daran denke, bin ich traurig und hilflos. Das tut weh! Der Ärger hatte auch die Funktion, mich vor diesem Schmerz zu schützen.

Entscheidungen

Auch das Thema Entscheidungen kommt in Coachings regelmäßig vor. Es geht so vielen Menschen so, das sie vor einer Entscheidung innerlich zerrissen hin und her schwanken: soll ich oder soll ich nicht? Soll ich mich für A oder B entscheiden?

Mit dem Entscheidungs-Prozess, den wir gelernt und geübt haben, gibt es einen ganz neuen Zugang zur Entscheidungsfindung. Manchmal ist es anschließend einfach ganz klar, welche der beiden Möglichkeiten die richtige ist. Und vor allem wir auch viel klarer, warum das so ist. Dadurch reduzieren sich die Zweifel und das hin-und-her deutlich. Manchmal kommen während des Prozesses ganz neue Lösungen ins Spiel, die sich viel besser und stimmiger anfühlen.

Geborgenheit in der Gruppe

In diesem zweiten Ausbildungsblock kannten wir Teilnehmer uns in der Gruppe ja schon etwas besser. Und beim Üben in den Kleingruppen haben wir diesmal an eigenen Themen gearbeitet. Da ist eine gewisse Offenheit und ein Grundvertrauen ineinander schon notwendig.

Es gab auch immer wieder Raum, in der Gruppe etwas zu teilen, was uns gerade bewegt. Dabei haben sich mehrfach Teilnehmer von ihrer verletzlichen Seite gezeigt und auch ihre Berührung offen gezeigt. In der Abschlussrunde hat es eine Teilnehmerin so formuliert: “Dadurch hat sich für mich Geborgenheit erfüllt”.

Das hat mich dazu inspiriert, mich noch einmal mit diesem Konzept von Geborgenheit zu beschäftigen und meine Gedanken dazu aufzuschreiben.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Pingback: Jahresrückblick 2019 - Judith Pfeiffer - AufblühCoach

  2. Pingback: Zusammenfassung der Woche ab 23.12.2019 – Iron Blogging

  3. Pingback: Monatsrückblick Dezember 2019 - Endspurt und Entspannung - Judith Pfeiffer - AufblühCoach

  4. Pingback: Monatsrückblick Januar 2020 - bunt gemischt - Judith Pfeiffer - AufblühCoach

  5. Pingback: Diesmal geht es tief - Coaching-Ausbildung Teil 3 - Judith Pfeiffer - AufblühCoach

  6. Pingback: Intensive Nähe mit 1,5m Abstand – Coaching-Ausbildung Teil 4 - Judith Pfeiffer - AufblühCoach

Schreibe einen Kommentar