Intensive Nähe mit 1,5m Abstand – Coaching-Ausbildung Teil 4

Vom 4.-7. Juni 2020 war ich beim letzten von 4 Teilen meiner Ausbildung zum Empathischen Coach bei der Akademie Blickwinkel.

Die übliche Floskel wäre “mit einem lachenden und einem weinenden Auge” – aber die stimmt diesmal gar nicht. Ich bin so zuversichtlich, dass ich die Menschen wiedersehen werde und in Verbindung bleiben werde. So freue ich mich einfach über den Abschluss der Ausbildung und über alles was ich für mich und für meine Coachees gelernt habe und über alle Begegnungen und Erfahrungen, die ich machen durfte.

Dies Ausbildung hat begonnen mit Modul eins im November 2019 und Modul zwei im Dezember 2019. Seit dem dritten Modul Ende Januar 2020 ist ungeplant viel Zeit verstrichen.

Aufgeschoben …

Eigentlich war das vierte und letzte Modul geplant für Anfang April 2020. Ohne Corona wären wir dann in einem schönen Seminarhaus bei Regensburg gewesen. Bei strahlendem Frühlingswetter hätten wir in den Pausen die Natur rundherum genossen, wir hätten uns das leckere Essen schmecken lassen und quasi rund um die Uhr Gemeinschaft, Kontakt und Austausch erlebt.

Tja, daraus wurde nichts. Das Seminar konnte durch die Corona-Maßnahmen nicht stattfinden. Relativ bald wurde ein Ersatztermin angedacht, in der ersten Juni-Woche. Für mich ziemlich blöd: da stand bereits ein anderes Seminar in meinem Terminkalender.

Zwei Wochen vor dem Termin habe ich dann die Nachricht bekommen, dass das andere Seminar verschoben wurde. Ich war so erleichtert, dass ich diese Ausbildung abschließen konnte, zusammen mit den Menschen in der Gruppe, die mir ans Herz gewachsen sind.

90 km per Fahrrad

Im Seminarhaus konnte der Ersatztermin leider nicht stattfinden. Stattdessen waren wir wieder in Seminarräumen in München, wie bereits schon in den vorigen drei Modulen. Also hieß es für mich wieder täglich pendeln und früher als gewohnt aufstehen.

Auf eine Fahrt mit U- und S-Bahn hatte ich diesmal aber keine Lust. Das Gedränge nach Monaten alleine hätte mich gestresst. Und eine knappe Stunde mit Maske im Gesicht finde ich auch sehr anstrengend.

Deshalb habe ich mich entschieden, mit dem Fahrrad zu fahren. 11 km einfach ist für mich schon eine ziemliche Strecke. Zum Glück führt ein großer Teil davon durch Nebenstraßen oder an Parks entlang.

Als ich dann in der Wettervorhersage gesehen habe, dass für alle Tage Regen angesagt war, kam mein Entschluss kurz ins Wanken. Ich habe es trotzdem durchgezogen und bin im Nachhinein auch sehr froh darüber. Frische Luft und Bewegung nach einem langen Seminartag haben mir wirklich gut getan.

Und ich bin freudig überrascht, dass ich nach den ca. 90 km an den 4 Tagen nicht mal Muskelkater habe!

Ausnahmesituation

Wie in den vorigen Modulen war das Seminar aber unter den Umständen trotzdem nicht. Es gab diesmal kein gemeinsames Mittagessen und natürlich galten die inzwischen üblichen Hygiene- und Abstandregeln: Nur am Platz ohne Maske, alles in 1,5 m Abstand.

Und das bei einer Coaching-Ausbildung, bei der es um tiefste persönliche Themen geht und in einer Gruppe bei der ich alle von Herzen mag.

Als ich im Seminarraum ankam und die ersten Teilnehmer und die Dozenten begrüßt habe, kamen mir deshalb erst mal die Tränen. Einerseits weil ich mich so gefreut habe, diese Menschen endlich wieder zu sehen (bzw. bei einigen: in echt und live zu sehen). Und andererseits weil es mir so einsam erschien, dieser weite Abstand der Stühle und das Wissen: Umarmen geht nicht.

Ich gebe zu: Würde ich mich mit diesen Menschen privat treffen, würde ich die offiziellen Corona-Maßnahmen um einiges lockerer nehmen und um einiges weiter dehnen. Nur, hier war ich in einer Situation, in der mein Verhalten eben keine reine Privatsache ist. Im schlimmsten Fall ist einer der anwesenden Menschen ein Überträger des Virus – wenn wir uns alle anstecken würden, dann hätte das für die Veranstalter des Seminars vermutlich sehr unangenehme Folgen. Und das möchte ich nicht.

Intensive Nähe mit 1,5m Abstand – Coaching-Ausbildung Teil 4
Wie immer ist der Seminarraum liebevoll gestaltet.
Und trotzdem wirkt es fremd und seltsam mit den großen Abständen

Im Lauf des Seminars habe ich mich immer mehr an den körperlichen Abstand gewöhnt. OK, ein paar Umarmungen wären schon auch schön gewesen und ich freue mich auf den Zeitpunkt, wenn es wieder geht.

Nähe, Kontakt und Verbindung habe ich mit den Menschen trotzdem erlebt. Auf einer anderen Ebene, aber dafür umso intensiver.

Business-Coaching

Ein ganzer Tag war dem Business-Coaching gewidmet. Die Besonderheiten und Unterschiede im Vergleich zum Coaching von Privatpersonen. Von Auftragsklärung mit Vorgesetzten und Personalverantwortlichen über Themensammlung und -sortierung bis zu Evaluation.

Obwohl ich Business-Coaching nicht als direktes Ziel für mich sehe, hat mir das einiges gebracht. Viele der Impulse kann ich auch für meine Coachings verwenden.

Und ich habe für mich den Eindruck: sollte es sich ergeben, dass jemand ein Business-Coaching anfragt, habe ich die Zuversicht, das auch machen zu können. Die Art von Coaching, die ich mache, ist ja sehr auf den Menschen als Person ausgerichtet. Und da macht es für mich keinen großen Unterschied, ob jemand mehr Selbstvertrauen in Meetings haben will oder mehr Selbstvertrauen beim Dating erreichen will (nur als Beispiel).

Schuld und Scham

Wir haben einen Coaching-Prozess kennengelernt und geübt, um mit Gefühlen von Schuld oder Scham besser umzugehen.

Schuld und Scham sind Gefühle, die mich schon lange stark begleiten. Ich sag mal überspitzt: ich habe mich dafür geschämt, überhaupt am Leben zu sein.

Inzwischen ist dieses Gefühl deutlich schwächer – an kleinen Alltagssituationen kommt es aber doch immer mal wieder um die Ecke. Und ich habe auch mehr Bewusstheit dafür und erkenne es schneller.

Eine dieser Mini-Situationen habe ich auch im Seminar als Übungsbeispiel angeschaut: Wir sollten uns am ersten Tag zum Abschluss 10 Minuten Zeit nehmen, um den Tag zu reflektieren und Notizen dazu zu machen. Ich habe ein bisschen reflektiert, aber dann für mich eine kleine Meditation gemacht. Danach kam so ein kurzer Moment von Scham. “Ich hätte machen sollen, wass der Lehrer Trainer sagt”

Mal wieder war es für mich spannend zu sehen, dass sich auch hinter so einem kleinen Moment wertvolle Erkenntnisse über mich selbst verbergen. In diesem Beispiel geht es mir darum, dass ich die Ausbildung wertschätze und mich weiterentwickeln will. Gleichzeitig will ich gut auf mich selbst achten, meine Zeit gut nutzen und meinen eigenen Weg finden. ich bin dann darauf gekommen, dass dieser Blogartikel hier auch ein Weg ist, das gelernte zu reflektieren.

Der krönende Abschluss

Nach viel Gelegenheit zum üben ging dann am Sonntag die Ausbildung zuende.

Irgendwie fühlt es sich nicht wie ein Abschied an – ich bin mir sicher, dass wir uns auch weiterhin treffen werden. Per Zoom und irgendwann auch wieder live und mit Umarmung!

Judith mit Zertifikat der Ausbildung in der Hand
Ich habe die Ausbildung Empathisches Coaching abgeschlossen!

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